Der Whistleblower Dr. Rainer Moormann nimmt Stellung.

In seinem aktuellen Vortrag am 16.11.2017 nimmt Dr. Moormann Stellung zu den laufenden Arbeiten zur neuen Generation von Atomreaktoren, die auch vom KIT und dem Joint Research Centre Karlsruhe JRC, vormals Institut für Transurane ITU und ebenfalls auf dem Gelände des KIT-Nord untergebracht, durchgeführt werden.

Er zeigt den Teufelskreis auf und die dramatische Situation der Atomforschung, vor allem hier in Leopoldshafen / Linkenheim. Dort wird auch an zukünftigen Atomreaktoren geforscht, die die Welt mit Strom und Wärme versorgen sollen, aber gleichzeitig atomwaffenfähiges Uran erzeugen und weiteren Atommüll hinterlassen, obwohl dies angesichts des weltweiten Ausbaus der immer günstiger werdenden Erneuerbaren Energien ein Irrweg ist.
Alles geschieht unter dem Deckmantel der „Sicherheitsforschung“. In Wahrheit geht es auch um Thorium-Flüssigsalzreaktoren der 4. Generation. Diese bieten die einfache Möglichkeit, bei der Atomstromgewinnung ohne Umwege kontinuierlich waffenfähiges Uran 233 „abzuzapfen“. Dazu dient die im Flüssigsalzreaktor fest eingebaute Aufarbeitungsanlage. Der Umweg über technisch anspruchsvolle und teure Anlagen zur Plutoniumgewinnung (La Hague, Sellafield) oder alternativ zur Urananreicherung mittels Trenndüsen-, Laserverfahren u.a. entfällt. Dafür steigt das Weiterverbreitungsrisiko von Atomwaffen (Proliferation) enorm. Auch dieser Reaktortyp wird von den Befürwortern wie der oben beschriebene HTR-Reaktor als „inhärent sicher“ angepriesen.
Parallel zu dieser Entwicklung wird an kleinen mobilen Atomreaktoren (Small Modular Reactors -SMR) geforscht, die auch in Entwicklungsländern dezentral „günstigen“ Atomstrom und Prozesswärme einschließlich weiteren Atommülls, produzieren sollen. Unvorstellbar, wenn dieses Szenarium Realität wird und diese Technologie unkontrollierbar bald auch kleine oder massiv terrorgefährdete Staaten zu Atommächten aufsteigen lässt.

Aber man will hier in Deutschland, trotz Atomausstieg, mitspielen im Kreis der großen Atommächte und unterstützt dabei mit den Flüssigsalzreaktoren eine der gefährlichsten zivilen Technologien, die je entwickelt wurden – mit Unterstützung unserer Karlsruher Atom-Forscher am KIT-Nord, an einer Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission, dem JRC-Joint Research Centre Karlsruhe, sowie an anderen Einrichtungen in Deutschland und weltweit!

Zur Person: Dr. Rainer Moormann, Aachen
Dr. Rainer Moormann arbeitete 35 Jahre lang als Chemiker und Experte für Reaktorsicherheit in der Kernforschungsanlage (KFA) Jülich, dem heutigen Forschungszentrum Jülich (FZJ). Im Jahre 2011 erhielt er den Whistleblowerpreis, der seit 1999 alle zwei Jahre von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V. (VDW) und der deutschen Sektion der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA) an Persönlichkeiten vergeben wird, die in ihrem Arbeitsumfeld oder Wirkungskreis schwerwiegende, mit erheblichen Gefahren für Mensch und Gesellschaft, Umwelt oder Frieden verbundene Missstände aufgedeckt haben.

Veranstalter*in:
Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren:
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, attac, BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe, DIE LINKE KV Karlsruhe,
International Councillor IPPNW Deutschland: Dr. Helmut Lohrer, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten, Sylvia Kotting-Uhl MdB Bündnis 90/die Grünen


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Datum/Zeit
Date(s) - 16.11.2017
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
DGB-Haus

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