Wieso, weshalb, warum hat Karl Marx – in seinem Hauptwerk – so wenig über den Staat geschrieben und so viel über Ökonomie? Wird das der Realität von Ausbeutung und Herrschaft gerecht? Oder ist „Das Kapital“ doch bloß ökonomistisch und auf dem politischen Auge blind?
Konnte das, anders gefragt, politischem Geholze und despotischer Gewalt von Stalin bis Pol Pot Vorschub leisten, wie ja so gern (und nicht ganz ohne Plausibilität) behauptet wird? Hat so also der Fokus auf ökonomische Prozesse zum notorisch schlechten Ruf der kommunistischen Kritik beigetragen?

Erinnert werden soll an Marxens ebenso kühnen wie verzweifelten (und größenwahnsinnigen) Versuch, Licht in das Dickicht der unzähligen Abhängigkeiten, Querbezüge und Konstitutionsverhältnisse der modernen Gesellschaft zu bringen – seien sie ökonomisch-materiell, politisch-juristisch oder ideologisch-psychologisch. Was Wunder, daß sich die Fragment gebliebene Großtheorie nicht als das monolithisch kanonisierte Vademecum (im Sinne der Leitfaden- und Ratgeberliteratur) etablieren konnte, auf das sie zu praktischen Zwecken eingedampft worden war …

Jedenfalls sind 200 Jahre Marx und 150 Jahre „Das Kapital“ kein Grund zum Feiern: der Gegenstand des Buches hat diese 150 Jahre unbeeindruckt überlebt.

Zwei Beiträge, die den Tiefgang der Kritik der politischen Ökonomie einzuholen versuchen:

>> Gerhard Scheit: „Geld spielt keine Rolle. Wertformanalyse und globale Vergemeinschaftung“ (2009)

>> Thomas Maul: „Ricardos Hüte leben. Die Aktualität von Marx‘ Kapital“ (2017)

„‚Bei Strafe des Untergangs‘ lautet das Leitmotiv der Souveränität wie der Verwertung. Erst die Allgegenwart der Bedrohung konstituiert die Allgemeinheit des modernen Staates. Also wird das Individuum zum Subjekt verstaatlicht, indem es diese Angst vor dem Ausnahmezustand entwickelt. Alles, was getan, alles was gedacht wird, muß Bezug auf diesen Staat nehmen, so wie alles, was gebraucht, alles was beschafft wird, Bezug nehmen muß auf die Verwertung.“ (G. Scheit)

Eine Radiosendung der Reihe SACHZWANG FM
bei Querfunk (104,8 MHz oder online):

> Sonntag, 17. Juni, 20-22 Uhr

Wiederholungen:
> Freitag, 29. Juni, 14-16 Uhr
> Freitag, 6. Juli, 14-16 Uhr

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Datum/Zeit
Date(s) - 17.06.2018
20:00 - 22:00

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