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„Was für ein Meisterstück ist der Mensch! Wie edel an Verstand, wie unerschöpflich in seinen Fähigkeiten, in Gestalt und Bewegung – bewundernswert. Die Blüte der Welt, das Vorbild der Tiere.“ (Hamlet) – Der Mensch als „Krone der Schöpfung“, als ein Wesen, das immer nach „mehr“ (Macht) strebt und das die Wahrheit dafür oftmals zu seinen Gunsten definiert. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir alle zugeben, dieses Phänomen zu kennen. So haben wir sicher schon alle einmal eine Geschichte erzählt, in welcher wir uns heroischer beschrieben haben, als wir es in Wirklichkeit waren. Das ist nicht ehrenhaft, aber auch nicht besonders gefährlich. Was aber passiert, wenn Menschen in Machtpositionen genau so handeln? Claudia, die ihren Mord vertuscht, könnte als Sinnbild für gegenwärtige Herrscher stehen, die beispielsweise das Wort „Lüge“ durch „alternative Fakten“ ersetzen. Claudia sieht sich jedoch keineswegs als (reine) Übeltäterin: Sie ist überzeugt davon, eine gute Königin zu sein und mittels Diplomatie wendet sie gleich zu Beginn des Stückes einen Angriff der „jungen Fortinbras von Norwegen“ ab. Und in Bezug auf Hamlet spricht sie: „Wahnsinn bei Großen darf unbewacht nicht gehen.“ Immer wieder stellt sich diese eine Frage: Wer von all den Figuren ist eigentlich in Wirklichkeit wahnsinnig? Hamlet? Claudia? Polonius? Ophelio? Alle? Denn gleich wie meisterlich der Mensch auch sein mag, ist er denn nicht vor allem auch darin ein großer Meister, sich selbst etwas vorzumachen und sich zu belügen? Hamlet beendet ihre Preisung des Menschen jedenfalls ernüchtert mit den Worten: „Was für ein Meisterstück ist der Mensch! (…) Und doch: Was ist mir diese Quintessenz von Staub?“

Die Frage nach dem Geschlecht ist seit jeher eine besondere Frage, die auch aktuell wieder leidenschaftlich diskutiert wird – genannt seien die abwertende Wortschöpfung „Genderwahn“ oder die Twitter-Bewegung #MeToo. Die Inszenierung beteiligt sich an dieser Diskussion nicht mit inhaltlichen Argumenten, sondern mit einem Experiment: Was passiert mit Shakespeares Klassiker, wenn wir die Geschlechter (in Teilen) einfach vertauschen? Wenn Polonius Ophelio auffordert: „Sei sparsamer mit deiner jungfräulichen Gegenwart!“ Wenn Hamlet in Bezug auf ihren Vater urteilt: „Schwachheit, dein Name ist Mann!“ Welche Irritationen löst das in uns aus? Und was verrät das über unser Verständnis von Mann und Frau?

Tickets/Termine
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Datum/Zeit
Date(s) - 20.04.2018
18:30 - 22:30

Veranstaltungsort
Reithalle Rastatt

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