„Ich sage Ihnen, die Psychoanalyse begann als eine Therapie,
aber nicht als Therapie wollte ich sie Ihrem Interesse empfehlen,
sondern wegen ihres Wahrheitsgehalts, wegen der Aufschlüsse,
die sie uns gibt über das, was dem Menschen am nächsten geht,
sein eigenes Wesen, und wegen der Zusammenhänge, die sie
zwischen den verschiedensten seiner Betätigungen aufdeckt.“

(S. Freud, Neue Folge der Vorlesungen über Psychoanalyse, 34. Vorlesung. GW Band XV, S. 169, (1933))

Sigmund Freud stellt das Feld seiner jungen Wissenschaft vor. Was können wir über das Intimste in uns wissen? Was davon zur Sprache kommen kann, folgt nicht allein unseren Absichten und unserem Wollen. Unsere Erinnerung ist lückenhaft. Welcher Ordnung, welchem Gesetz unterstehen die Lücken, mit denen uns unser „Bewusstsein“ konfrontiert? Wonach richtet sich, was wir über das Psychische und die Zusammenhänge unserer Betätigungen wissen können?

Geht die Psychoanalyse dem nach, was gesagt werden kann, so kann sie entdecken, was uns in der Sprache mitgegeben wurde. Die sieben Vorträge mit Analytikerinnen und Analytikern aus dem In- und Ausland werden dies im Wintersemester 2019/2020 unter verschiedenen Gesichtspunkten befragen.

Beim vierten Termin der Reihe am Mittwoch, 11. Dezember 2019 wird sich Dr. phil. Dipl.-Psych. Catherine Moser (Ulm) mit psychoanalytischen Perspektiven der mütterlichen Depression beschäftigen.

Die Schwere und Häufigkeit der post-partum-Störungen weisen darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen der Konstitution einer weiblichen Identität und den bei der Mutterschaft, sich daraus ergebenden Frustrationen und Enttäuschungen geben muss.
In dem Vortrag sollen die Wirkungen der Mutterschaft auf das Selbstverständnis der Weiblichkeit untersucht, und die Krisenmomente bereits in der Schwangerschaft, aber auch bei der Trennung-/ Entbindung als Krisenpunkt, aufgezeigt werden. Unter diesem Blickwinkel erscheint die Depression weniger als Zustand, sondern als ein Fehlentwicklungsprozess innerhalb der Struktur des Begehrens. Der Blick zwischen Mutter und Kind gibt Aufschluss über die Art der Interaktion und der frühen Beziehung: die Spiegelfunktion des Blickes der Mutter ist die narzisstische Besetzung des Kindes. Daraus entspringt die Spiegelung des Blicks als Erinnerung einer Störung in der transgenerationalen Weitergabe der Geschichte zwischen Mutter und Kind, manchmal mit verheerenden Folgen.

Der Eintritt ist frei. Keine Anmeldung erforderlich.

Eine Veranstaltungsreihe der AWWK – Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung Karlsruhe in Kooperation mit dem ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale.

Weitere Informationen unter: www.zak.kit.edu/psychoanalyse


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Datum/Zeit
Date(s) - 11.12.2019
18:00 - 19:30

Veranstaltungsort
kleiner Hörsaal

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