Wagners „Ring des Nibelungen“ erzählt, verfremdet durch die Einkleidung in germanische Mythen, die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Es geht im „Ring“ um die Kritik von Herrschaft, Ausbeutung, religiösem Zwang und um die Vision einer Gesellschaft freier Menschen. Verdüstert wird die Freiheitsutopie im „Ring“ allerdings durch Wagners Antisemitismus, wie er sich in den Judenkarikaturen des Alberich und Mime ausdrückt. Dies soll nicht nur im Text, sondern auch in der Musik selbst ausgewiesen werden, und dies anhand von Szenen von auf DVD dokumentierten Inszenierungen.
Wagners Musik ist von rauschhafter Leidenschaft, betörender Schönheit und großem Gedankenreichtum. Sie aber unreflektiert zu genießen – das meint: ohne sich ihre antisemitischen Implikationen bewusst zu machen – erscheint eingedenk der Shoah nicht angemessen. Das Problem ist zu diskutieren, wie diese Musikdramen zu hören seien, damit trotz dieser Verdüsterungen ihr emanzipatorischer Gehalt bewahrt und ihre künstlerische Größe gewürdigt werden können.

Referent ist Hermann Engster, Dr. phil., geb. 1942, Studium der Nordistik und Germanistik, Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Göttingen, danach in der Erwachsenenbildung, zzt. Dozent für Literatur und Musik an der Universität des dritten Lebensalters Göttingen.


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Datum/Zeit
Date(s) - 23.06.2018
18:00 - 20:00

Veranstaltungsort
KOHI-Kulturraum e.V.

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