Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Arbeitswelt

Anspruch und Wirklichkeit

Wie aus einem Artikel zu den Folgen der Krise zwei Erlebnisberichte wurden

Die Wirtschaftskrise der letzten Jahre hat viele Gesichter. Auch in Karlsruhe. Ich hatte die Absicht, einen Artikel zu schreiben, der eine der vielen Folgen dieser Krise sichtbar macht: Nämlich die, dass die Verarmung in Südeuropa viele Menschen derart in Ihrer Existenz bedroht, dass für sie die Auswanderung nach Karlsruhe ein Ausweg aus der Misere darstellen kann.

Um mir einen Eindruck zu verschaffen, traf ich drei junge Männer aus dem Baskenland und ein junges Paar aus Griechenland, die erst vor kurzer Zeit nach Karlsruhe gekommen waren. Sie alle hatten großes Interesse, mir ihre Geschichte zu erzählen. Und was sie berichteten, packte und berührte mich. Mir wurde schnell bewusst, dass ich Ihre Geschichten nicht verallgemeinern konnte und wollte. Stattdessen wollte ich Ihre Geschichten schreiben.

Dennoch blieb zunächst ein ungutes Gefühl. Ich hatte Sorge, dass die Härten und vor allen Dingen die Ursachen der Krise hinter den einzelnen Schicksalen zu verschwinden drohten. Wo konnte ich Kritik am Kapitalismus üben, wo an der Sparpolitik der Troika und wo am Anteil und dem Einfluss Deutschlands auf die Entwicklungen in Südeuropa? Ich wusste nicht, wie ich meine Kritik an der selektiven deutschen Einwanderungs- und Integrationspolitik im Artikel unterbringen konnte. Zudem wollte ich keinen Artikel über die Krise schreiben, ohne nicht auch vom Widerstand und den Aufbauprozessen im Süden Europas zu berichten. Linke Parteien und Bewegungen feiern in Spanien und Griechenland große Erfolge. Dahinter steht eine unglaubliche Mobilisierung und Politisierung der Gesellschaft. Gerade jetzt müsste ich doch schreiben, wie wichtig es ist – gegen die Hetze – solidarisch an der Seite dieser Menschen zu stehen.

Ich habe mich anders entschieden. Die Wucht der Krise erscheint in den beiden Artikeln nicht aus der Analyse, sondern aus der Unmittelbarkeit der persönlichen Erlebnisse. Und noch wichtiger. Dahinter treten Menschen hervor, die für ihre Zukunft kämpfen: Maroula & Athansios sowie Iuri, Jon und Christian. (jk)

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