Am 27.11.2015 hat die Stadtsynode der evangelischen Kirche beschlossen, den traditionsreichen Kindergarten Löwenzahn in der Nordstadt zu schließen. Arbeit und Engagement mehrerer Generationen von Eltern würde damit zu Nichte gemacht werden. Allein in die Gestaltung der auf dem Foto zu sehenden Außenanlage haben die Eltern von 2005 bis 2007 Eigenleistungen im Wert von mehr als 20.000 EUR investiert und Materialkosten von über 5.000 EUR durch Spenden finanziert.
Die Wut und der Ärger der Eltern über die mangelnde Wertschätzung Ihres Engagements und die seit Jahren stattfindenden Auseinandersetzungen zwischen der Elternschaft und der Kirchenverwaltung haben mit dem Plan der Schließung des Kindergartens ihren Höhepunkt erreicht. Gleichzeitig eröffnet dies aber auch die Chance, den Kindergarten nach über 40 Jahren als Elterninitiative zu übernehmen.
Sind Kindergärten eine Frage der Rentabilität?
Sowohl die Kirchenverwaltung als auch andere Träger und Teile der Stadtverwaltung sehen Kindergärten zunehmend als Wirtschaftsbetrieb, verfolgen einheitliche Standards und betrachten Einrichtungen mit weniger als vier Gruppen grundsätzlich als unwirtschaftlich. Konsequenter Weise stellt die evangelische Kirche alle kleineren Einrichtungen auf den Prüfstand. Nachdem 2013 nach einer Brandschutzschau bauliche Probleme im Löwenzahnkindergarten zu Tage traten, beschäftigte sie sich vorrangig mit den Möglichkeiten des Ausbaus des Kindergartens zu einer vier-Gruppen-Einrichtung, obwohl die Elternschaft überwiegend den Erhalt der kleinen Einrichtung favorisiert. Der Bau eines mehrere Millionen teuren Neubaus wurde durch das Denkmalamt verhindert. Ihm wäre die Außenanlage des Kindergartens geopfert worden.
Die Vorteile individuell gestalteter kleiner Einrichtungen, wie hoher Grad an Identifikation und Engagement der Eltern, Nähe zum Wohnort, die familiärere Atmosphäre und auch der Wert Jahrzehnte gewachsener Strukturen werden in den Zahlen einer Finanzbuchhaltung nicht abgebildet. Auch die inspirierende Vielfalt einer multikulturellen aktiven Gemeinde und der Wert eines Teams von sehr engagierten ErzieherInnen spielen gegenüber der Möglichkeit, Kosten zu senken, eine zunehmend untergeordnete Rolle.
Eltern wollen gute Arbeit des Kindergartens fortsetzen
Daher trifft jetzt eine Elterninitiative Vorbereitungen für eine Übernahme des Kindergartens im Herbst 2017. Vorstellbar ist unter anderem ein einzügiger Betrieb mit ca. 25 Kindern. Im Gegensatz zu vielen anderen Elterninitiativen geht es den Eltern des Löwenzahnkindergartens nicht um die Verwirklichung eines alternativen pädagogischen Konzepts. Vielmehr soll das bewährte Konzept des Löwenzahnkindergartens weiterentwickelt und auch der hohe Migrantenanteil erhalten werden.
Vielleicht könnte auch eine Foodcoop oder ein Cafe integriert werden und zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten der Räumlichkeiten am Nachmittag und Abend, wie beispielsweise ein Eltern-Kind-Cafe oder Deutschkurse, gefunden werden. Als Genossenschaft steht die Hardtwaldsiedlung, der Eigentümer des Gebäudes, einer Elterninitiative aufgeschlossen gegenüber. Die Trägerschaft des Kindergartens auf Basis eines Vereins würde die Identifikation von Eltern und Nachbarn mit “ihrem” Kindergarten weiter verstärken und mehr Mitgestaltung ermöglichen.
Eltern, die ab Herbst 2017 für Ihren Nachwuchs einen Kitaplatz benötigen, haben jetzt die Gelegenheit, mit einzusteigen und die Gestaltung Ihres Kindergartens selbst in die Hand zu nehmen.
Die Elterninitiative appelliert an die soziale Verantwortung der Kirche und fordert diese auf, ihr die Trägerschaft zu übertragen und das Inventar zu überlassen. So könnte der Bestandsschutz aufrecht erhalten und der Löwenzahnkindergarten könnte ohne größere Reibungsverluste weiterbetrieben und entsprechend den Bedürfnissen der Eltern weiterentwickelt werden.