„Die Veranstaltung beginnt bald, ich bin schon etwas nervös“ bemerkt Larissa, auf einem Plastikstuhl vor dem Projektraum in der Kaiserpassage stehend und mit Fensterputzer in der Hand. Aufräumen, noch einmal durchsaugen, bevor die ersten Gäste der Vortragsveranstaltung kommen. Schon ein Blick in die Räume macht deutlich, dass hier sehr viel Wert auf Einrichtung gelegt wird und dass im Projektteam Grafik-Kompetenzen vorhanden sind. Alle Möbel wurden selbst entworfen und gefertigt, die Wände zieren sorgfältig konzipierte grafische Elemente. Eines davon: Eine Tafel voller Worte mit vier Buchstaben, die zum Kreieren von einfachen und eingängigen Veranstaltungsnamen dient. Die Idee dazu entstand, als zu Beginn gemeinsam mit Geflüchteten ein Name für das Projekt gefunden werden sollte. „Wir hatten Vorschläge wie Weltraum, aber die wurden nicht verstanden“, gesteht Larissa und so kamen sie auf die Idee, mit einfachen und überall verständlichen Worten zu arbeiten: Cola, Taxi, Okay wurde zum Projektnamen.
Gemeinsam auf Augenhöhe arbeiten
Die Idee zum Projekt entstand, nachdem Larissa mit Freunden an Workshops in der Flüchtlingsunterkunft in der Kriegsstraße mitwirken konnte. „Ich habe mit Kindern Ketten hergestellt. Das war schön, aber man war nicht auf Augenhöhe“, erzählt sie. Außerdem seien es immer nur stundenweise Angebote gewesen. Stattdessen wollte sie ein Projekt initiieren, bei dem sich alle auf neutralem Boden begegnen und die Aktionen gemeinsam erarbeiten. Zudem wollte sie kontinuierlich arbeiten und erdachte so mit ihrer Schwester Michelle, Freunden und Kommiliton*innen, jungen Karlsruher*innen und Flüchtlingen das Konzept eines Begegnungsraums für alle, die Menschen kennenlernen, Anschluss finden und mit anderen Aktionen machen wollen. Wichtig dabei ist ihnen, dass Angebote nicht vorgegeben werden, sondern Ideen und Umsetzungen gemeinsam entwickelt werden. Elementar ist, dass die Veranstaltungen an ein junges Publikum gerichtet sein sollen. „Uns sprachen Leute mit ausgearbeiteten Konzepten, zum Beispiel für Marmeladenworkshops an, aber wir wissen doch gar nicht, ob Syrer überhaupt Marmelade essen“, so Larissa. Darum ist es ihr wichtig, von Anfang an zuzuhören und zu schauen, worauf die Menschen überhaupt Lust haben.
Hindernisse und überraschende Erfolge
Am Anfang seien die Leute dem Ansatz skeptisch gegenüber gestanden. „Wenn du es nicht in den Heimen anbietest, kommt sowieso niemand“, hieß es unter anderem. Doch die Gruppe hielt daran fest und begab sich auf die schwierige Suche nach geeigneten und bezahlbaren Räumlichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten. Bei einer Ausschreibung der Allianz für Beteiligung und Baden-Württemberg Stiftung wurden sie fündig und schafften es in wenigen Tagen, quasi in letzter Minute die nötigen Unterlagen zusammenzutragen und den Antrag rechtzeitig einzureichen. Und tatsächlich wurde dieser bewilligt. Die Förderung deckt zunächst für ein Jahr den Großteil der Kosten, inklusive der Miete. Einen passenden Raum fand man in der Kaiserpassage, also im Stadtzentrum, was wichtig sei, um sichtbar und leicht zu finden zu sein.
Ein vielfältiges Angebot
Die erste Veranstaltung in den Räumen trug den Titel „SEXY LIKE DIOR“, ein Fashion Workshop, der aus der Idee eines gambischen Teilnehmers heraus entsprang, oder die „WALK TALK TOUR“,eine Sightseeing-Tour von Flüchtlingen für Karlsruher*innen. Der Vortrag „SAME PUNK OKAY“ beschäftigte sich mit dem Spannungsfeld zwischen Vielfältigkeit und Gleichheit in der heutigen Gesellschaft. Die Aktivitäten reichen von künstlerischen Workshops, über musikalische Aktionen bis hin zu politischen Diskussionsabenden und man feiere auch schon mal bis fünf Uhr morgens gemeinsam. Der Kreativität und Fantasie für weitere Aktivitäten seien keine Grenzen gesetzt, neue Ideen stets willkommen und jeder und jede zum aktiven Mitmachen eingeladen.
Wer mitwirken möchte, kann sich an hello@colataxiokay.com wenden, schaut auf der Facebookseite von COLA TAXI OKAY nach den aktuellen Veranstaltungen oder einfach mal rein in die Projekträume in der Kaiserpassage 11.