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Die Hallesche Störung

Zeitungsprojekt in der Partnerstadt

Blick in die Tiefe: Mit dem Geoskop auf dem Halleschen Marktplatz lässt sich der Verlauf der Störung erkennen (Foto: Jörg Wunderlich)

Unter dem Marktplatz von Halle(Saale) in Sachsen-Anhalt treffen zwei geologische Gesteinsschichten aufeinander. Diese sorgten schon seit Jahrtausenden für Druck, Spannung, Reibung und Eruptionen, aber auch für sprudelnde Salzquellen und damit für die Entstehung, das Aufblühen und den ursprünglichen Reichtum der ehemaligen Hansestadt Halle. Nach diesem als „Hallesche Verwerfung“ oder „Hallesche Störung“ benannten Riss im Gefüge ist auch ein seit 2012 erscheinendes alternatives Stadtmagazin, das begleitende Internetportal und auch der herausgebende Verein benannt.

Bereits von 1993 bis 2004 existierte mit der Zeitschrift „calendula – hallesche Umweltblätter“ ein Vorgängerprojekt, deren Artikel teilweise eine so hohe wissenschaftliche und Naturschutz-fachliche Qualität erreichten, dass sie problemlos in Fachkreisen zitierfähig waren. Das Sonderheft mit dem Titel „Landschaften von europäischer Bedeutung im Unteren Saaletal“ spielt heute noch in der Diskussion um den Bau der Bundesautobahn A 143 eine Rolle und wird regelmäßig online nachbestellt.

Mit dem Titel unserer jetzigen Zeitschrift verorten wir uns ebenfalls regional und machen den Anspruch geltend, in einer print-publizistischen Wüste unbequem und unabhängig zu sein. Gleichzeitig weist der namensgebende geologische Spalt unter unseren Füßen auch schon auf unsere Themenfelder hin – den dringend erforderlichen sozialen und ökologischen Wandel, globale Krisen, Naturschutz und Nachhaltigkeit, Basisdemokratie und lokales bürgerschaftliches Engagement, kritische Kunst und nichtkommerzielle Kultur.

Ich möchte über Menschen berichten, deren Engagement nicht im Mittelpunkt von Mainstream-Medien steht. Menschen, die Neues wagen und mutig andere Wege einschlagen. Solveig F., Redaktionsmitglied

Eine Zeitung zu machen, die nicht tagesaktuell erscheint, bedeutet, dass wir uns im Printheft auf Hintergründe und Diskurse konzentrieren. Im Internet dagegen können wir zeitnah reagieren, wenn uns Dinge auf den Nägeln brennen. Sich mit unseren unabhängigen Stimmen aktiv in der hiesigen Medienlandschaft einzumischen und auch wahrgenommen zu werden, ist ein gutes Gefühl, aus dem wir viel Motivation für das Weitermachen beziehen. Auch die Freiheit in Format, Sprache, Inhalt und Gestaltung ist ein hohes Gut, welches zur Kraftquelle wird.

Geburtshelferin unseres Medienprojektes war ein alternatives Stadtfestival und Netzwerktreffen im Jahr 2012 – die „Heldentage“. Nach einer Anschubfinanzierung durch attac ist es mittlerweile gelungen, durch Verkauf, Anzeigen, Spenden, Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträge ein regelmäßiges Erscheinen zu ermöglichen. Auch hat sich über die Jahre ein ehrenamtlich arbeitendes Redaktionskollektiv herausgebildet. Darin sind viele verschiedene Berufsgruppen und Qualifikationen vertreten: Diplom-Biologe, Sprachwissenschaftlerin, Feuerwehrmann, Sozialwirt, Lehrerin, Schriftsteller, Tonmeister, Onlineredakteur, Studentin…

Printmedien haben einen besonderen Zugang zu Menschen, denn anders als im Internet werden sie von Hand zu Hand gegeben und diese gehören zu unterschiedlichen Köpfen und Meinungen. Michele R., studentische Unterstützerin

Neben der ökonomischen Challenge, ein ansprechendes unabhängiges Printmagazin zu gestalten, erleben wir die im hierarchiefreien Ehrenamt unvermeidlichen Gruppenprozesse als Herausforderung. Doch hier gilt genau wie in allen Bereichen von Politik, Familie oder Gesellschaft – es gilt bei sich selbst anzusetzen, wenn eine positive Veränderung herbeigeführt werden soll. Dieses mögliche innere und äußere Wachstum im Kleinen zu erleben, ist bereits ein Teil dessen, worum es geht bei all dem Engagement.
Jörg Wunderlich, Dietmar Sievers, für die Rekation „Hallesche Störung“

Hallesche Stoerung

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