Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Stadtleben

Die Kita-Zeit ist vorbei. Was nun?

In Karlsruhe fehlen ausreichende Betreuungsangebote für Schulkinder

"Kein Hort - kein Job" (Karikatur: Carla Holbein)

Alles läuft gut: Der Kitaplatz ist sicher, die Alltagsorganisation hat sich eingeregelt und funktioniert, Mama und Papa können arbeiten oder studieren und die Kinder sind betreut und gut aufgehoben. Es war nicht leicht, aber mit frühzeitiger Anmeldung und etwas Glück konnten viele Eltern in den vergangenen Jahren eine Ganztagesbetreuungsplatz für ihre Kinder ergattern. Durch die Betreuungsgarantie für die ein- bis dreijährigen Kinder kommen die meisten Eltern in diesen Genuss, wenn auch nicht ohne Kosten. Doch dann liegt der Einschulungsbescheid im Briefkasten. Geht die Betreuung jetzt nahtlos weiter?

Nein, denn die Betreuungsangebote für Schulkinder sind bei weitem nicht ausreichend für den bestehenden Bedarf. Während der Ausbau der Kitas vorangeschritten ist, wurden Betreuungsangebote für Schulkinder vernachlässigt. Für Kinderhorte, die eine entsprechende Betreuung garantieren, ist kein Geld da, auch weil die dafür vorgesehene Finanzierung vom Bund zum Teil für Kitas und Kindertagespflege eingesetzt wird. Dabei hätte der Betreuungsbedarf durchaus bekannt sein müssen. Denn aus den Statistiken der Stadt Karlsruhe (Amt für Stadtentwicklung, vom August, 2013) geht hervor, dass in Karlsruhe 2.326 Kinder unter drei Jahren betreut wurden. Das entspricht einer Quote von 30,7 %, die 2012 noch bei etwa 20% lag, Tendenz steigend. Dabei lag der Anteil der ganztags betreuten Kinder unter einem Jahr bei nur 4,1%, während 41,4% der drei- bis sechsjährigen ganztägig betreut wurden.

Der Bedarf an ganztägiger Betreuung steigt also mit zunehmendem Alter. Darüber hinaus gibt es kaum offizielle Zahlen zum Betreuungsbedarf. Die Problematik wird verschwiegen, dabei sind die Probleme, die aus dem Fehlen der Betreuungsangebote resultieren, offensichtlich.

In Karlsruhe bietet nur ein Teil der Schulen eine Betreuung in Kinderhorten an. Für die Anmeldung gibt es Wartelisten, die an einigen Schulen aktuell über 200 Kinder führen. Viele der Horte werden als Vereine eingetragene Elterninitiativen organisiert. Ein Hortplatz kostet in der Regel zwischen 150 und 200 Euro pro Monat. Für die Ferienbetreuung entstehen Kosten von etwa 30 bis 50 Euro zusätzlich. Zudem verlangen einige Vereine eine einmalige Einlage von etwa 300 Euro. Angesichts der teils lückenhaften und unflexiblen Betreuung, die einem Elternteil meist nur einen Teilzeitjob ermöglicht, sind das nicht zu vernachlässigende Ausgaben. Ein Großteil der Eltern bleibt jedoch ganz ohne Hortplatz. Die Stadt Karlsruhe bietet für diese die sogenannte „verlässliche Betreuung“ an, für die Eltern ihre Kinder bei der Stadt anmelden können. Diese ergänzende Betreuung geht bis maximal 14:00 Uhr und kostet 50 Euro pro Monat (bzw. 30 Euro bis 13:00 Uhr). Selbst eine Teilzeitstelle ist damit nur schwer vereinbar.

Ganztagesschulen sind kein Allheilmittel

Ganztagesschulen sollen das Betreuungsproblem langfristig lösen. Ihr Ausbau genießt Priorität und erfolgt zuweilen sogar auf Kosten der Schließung von Kinderhorten. Doch noch sind diese Schulen selten und aufgrund der Schulbindung nur für wenige Eltern nutzbar. Zudem bieten viele der Schulen nur an zwei bis drei Tagen der Woche ein ganztägiges Angebot, weil durch den stufenweisen Aufbau keine ausreichenden Gelder für eine lückenlose Betreuung zur Verfügung stehen.

In einem Hort erhalten Kinder Lehrangebote, Horte fördern Gruppenerfahrung und soziale Kompetenz und bieten darüber hinaus für die Entwicklung wichtige kulturelle und sportliche Aktivitäten. Die Qualität des Betreuungsangebots in Ganztagesschulen bleibt oft weit dahinter zurück, weil die BetreuerInnen nicht speziell ausgebildet werden und darüber hinaus ein Vielfaches der Kinder betreuen müssen. Neben diesen Mängeln gibt es aber auch grundsätzliche Schwierigkeiten.

Horte bieten, ähnlich wie Kindertagesstätten, in der Regel eine ganztägige Betreuung über das ganze Jahr hinweg an. Die Schließzeiten betragen normalerweise drei Wochen im Sommer, in denen teilweise sogar Notdienste organisiert werden. Ganztagesschulen hingegen haben dieselben Ferienzeiten wie alle Schulen: Die Schule ist etwa 86 Werktage im Jahr geschlossen. Die Betreuung der Kinder ist dann für berufstätige Eltern mit etwa 30 Jahresurlaubstagen nicht leistbar. Ferienbetreuungsangebote gibt es wenige. Außerdem haben diese in vielen Fällen verminderte Öffnungszeiten und müssen zusätzlich bezahlt werden.

Für seine Rechte einstehen

Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ist ein erklärtes politisches Ziel. Dennoch bleibt die Realität weit hinter den Bedürfnissen der Eltern und Kinder zurück. Leidtragende sind vor allem die Eltern, die auf ein zweites Einkommen angewiesen sind. Um den dringend benötigten Ausbau von Kinderhorten zu forcieren, muss die Politik unter Druck gesetzt und zur Erfüllung ihrer Versprechungen gebracht werden. Beispiele von erfolgreich eingeklagten oder mithilfe öffentlicher Aufmerksamkeit erhaltenen Kitaplätzen haben gezeigt, dass dies ein Mittel sein kann, auch wenn es noch keinen Rechtsanspruch auf einen Hortplatz gibt. Letztendlich muss eine flächendeckende und lückenlose Betreuung von Kindern aller Altersgruppen garantiert werden. Dafür braucht es eine ausreichende Hort-Finanzierung und gut ausgebildete BetreuerInnen und eine adäquate Umsetzung von Ganztagesschulen, die ihrem Namen gerecht werden. (bh)

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