Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Bilderrätsel

Die Steffi – Besetzung im Herzen der Stadt

Auflösung des Bilderrätsels

Plakat zum Fest des 5- jährigen Bestehens der Steffi

Gesucht war: Die „Steffi“, das ehemals besetzte Haus in der Stephanienstraße 60 – 64. Auf dem Bilderrätsel in der letzten Ausgabe der Druckschrift waren die Häuser für betreutes Wohnen der evangelischen Stadtmission zu sehen. Diese waren nach dem Abriss der Steffi dort gebaut worden.

Die Steffi entstand, als einige Menschen das genannte Anwesen in der Nacht auf den 30. November 1990 besetzten. In den ersten Stunden und Tagen wurde mit viel Unterstützung und immensem Engagement eine erste Infrastruktur zum Wohnen und für Veranstaltungen geschaffen. Die evangelische Stadtmission, die eigentliche Besitzerin des Anwesens, hatte die Gebäude 11 Jahre leer stehen lassen und darum wenig Argumente gegen eine sinnvolle Nutzung. Und so kam es am 25.12.1990 zur Legalisierung der Besetzung durch einen Nutzungsvertrag. Jahre später, im Sommer 1997, erwirkte die Stadtmission nach der Kündigung des Nutzungsvertrags einen vollstreckbaren Räumungstitel und die Stadt Karlsruhe bot mit der ehemaligen Bahn-Kantine ein Ersatzobjekt an. Nach zähem Ringen entschieden sich die BewohnerInnen mehrheitlich gegen die militante Verteidigung der Steffi und für das angebotene Ersatzobjekt. Am 10. September 1997 schließlich wurde die Steffi aufgegeben und die meisten BewohnerInnen zogen um in die Schwarzwaldstraße 79, die „Ex-Steffi“.

Raum für Kultur und Wohnen

In den knapp sieben Jahren ihres Bestehens war die Steffi günstiger Wohnraum für 50 – 60 Menschen sowie ein linkes politisches, aber auch soziales und nicht zuletzt kulturelles Zentrum – selbstbestimmt und mitten in Karlsruhe. Viele Menschen fanden hier unkompliziert Hilfe – sei es, weil sie einen Pennplatz für eine Nacht brauchten oder von Abschiebung bedroht waren. Innerhalb kürzester Zeit konnten im Haus Informationen gebündelt oder Leute für Aktionen gefunden werden. Bemerkenswert, gerade in der Zeit der Anfänge des Internet und ohne Mobiltelefone. Jede Woche gab es die „Volxküche“ und sonntags ein Frühstücksbuffet, regelmäßig politische Veranstaltungen und Treffen sowie von Zeit zu Zeit Kino, Theater und Kleinkunst. Die Haifischbar im Kellergewölbe der Steffi war jedes Wochenende geöffnet und es fanden oft Konzerte und geradezu legendäre Partys statt. Nicht selbstverständlich, gab es doch im Karlsruhe der neunziger Jahre bis auf ganz wenige Ausnahmen nur Platz für kulturellen Mainstream.

Nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen

Natürlich war auch in der Steffi nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und so gab es neben den Problemen von außen, wie beispielsweise mit der Stadtmission oder Nazis, auch Konflikte innerhalb des Hauses. Die Arbeit, die ein so großes Zentrum mit sich bringt, wurde nicht von Allen zu gleichen Teilen erledigt, Sexismus und Mackertum waren eigentlich immer ein Thema, und obwohl wir uns um gleichberechtigte Strukturen und Beschlüsse bemühten, gab es doch auch informelle Hierarchien.

Letztlich hatten wir aber eine Menge Spaß miteinander und es überwog bei weitem das Positive. Allein die niedrigen Lebenshaltungskosten brachten große Freiheiten für politische Aktivitäten. Weil wir keine Miete zahlten und nur sehr wenig für Energiekosten aufbrachten, mussten wir monatlich nur 100,- DM in die so genannte Hauskasse einzahlen und hatten damit schon das meiste unserer Lebenshaltungskosten gedeckt. Kaum eineR arbeitete damals Vollzeit oder gar längere Zeit am Stück. Immer waren Menschen da, mit Zeit und Energie für Diskussion, Organisation oder Aktion.

Die Kombination aus günstigem Wohnraum und politischem, sozialem sowie kulturellem Zentrum war geradezu ideal. Heute fehlt so etwas wie die Steffi oder später die Ex-Steffi in Karlsruhe. Wäre schön, wenn wir das bald wieder ändern könnten.

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