Fehlende Räume in der Stadt seien das Kernproblem klagten verschiedene Kulturinitiativen und –träger in den vergangenen Ausgaben der Druckschrift. Sie klagten weniger über die hohen Preise in der Stadt, sondern vielmehr über das fehlende Angebot. Eine Alternative können Gewerbe- und Industriegebiete sein, in denen auch lautere Musik- oder Kulturprojekte weniger problematisch sind. Doch der „Bebauungsplan Nr. 614“ aus dem Jahr 1985, der die Baunutzung für das gesamte Stadtgebiet festlegt, schließt eine kulturelle Nutzung in allen Gewerbe- und Industriegebieten der Stadt ausdrücklich aus.
Der Stadtverwaltung sind die Flächen für kulturelle Nutzung unbekannt
Auf eine Anfrage der Linkspartei im Gemeinderat gab die Stadtverwaltung zwar an, dass in einzelnen Abschnitten die kulturelle Nutzung durch neuere Bebauungspläne wieder möglich sei, doch genaue Zahlen dazu konnte sie nicht nennen. Der Rechercheaufwand dafür sei zu groß. Als Grund für den Ausschluss der kulturellen Nutzung im größten Teil der Gewerbe- und Industriegebiete, nannte sie das Konfliktpotential der unterschiedlichen Nutzungen.
Förderung zielt auf professionelle Kreativwirtschaft
Doch ohne Räume keine kulturelle Entwicklung. Auch das Fraunhofer-Institut hob in seiner Studie „Potenzialanalyse Kreativpark Karlsruhe“ die Rolle von Selbstorganisation hervor: „Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Netzwerke in der Kreativwirtschaft zu einem hohen Grad selbstorganisiert agieren und die Unterstützung sich auf die Bereitstellung von Freiräumen für die Selbstorganisation konzentrieren sollte.“ Auch das Kulturkonzept 2025 der Stadt Karlsruhe nennt die Förderung kreativer Räume und Szenen als besondere Aufgabe. Darin wird auch formuliert, dass die Stadt Karlsruhe Gebäude für kulturelle Nutzung kaufen bzw. in ihrem Besitz halten soll.
Als „herausragendes Beispiel“ diesbezüglich nannte die Stadtverwaltung in der Anfrage zum Thema „Freiräume für kreative Initiativen und Szenen in Karlsruhe“ besonders das Areal am Alten Schlachthof. Die Stadt stellt dort Räume für Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaftsteilbranche und das Existenzgründerzentrum „Perfekt Futur“ bereit, das „zukunftsorientierte Arbeitsplätze schaffen“ soll. Die Empfehlung des Fraunhofer-Instituts sieht die Stadtverwaltung durch die Errichtung des Kultur- und Kreativwirtschaftsbüros „K³“ als erfüllt an, das von Kulturamt und Wirtschaftsförderung gegründet wurde. Ziel des K3-Büros ist entsprechend „die Förderung und Entwicklung der professionellen Kultur- und Kreativwirtschaftsszene in Karlsruhe“.
Die Planung für die neue Nutzung des Areals hinterm Hauptbahnhof hat bereits begonnen. Der Gemeinderat beschloss eine schwerpunktmäßig künstlerisch-kulturelle Nutzung. Die Stadtverwaltung wies aber bereits darauf hin, dass auch die „wirtschaftliche Vertretbarkeit“ zu berücksichtigen sei. Gewerbe und Gastronomie müssten ihren Platz finden.