Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Kultur

Café NUN

Solidarisches Vertrauen in die Menschen

Foto: David Heitz

Heute ist Redaktionsschluss und ich habe noch den Termin um zehn, im Café NUN. Zehn Uhr morgens. Noch keine gute Zeit für Whisky, entschuldige ich mich bei der Flasche Port Askaig Islay über der Bar. Ich nehm´ n großes Wasser, danke, Manu. Irgendwie hänge ich noch halb im Bett.

Letztes Mal war ich abends im NUN, da gab es diesen geilen Whisky und dazu Live-Mucke, danach hing ich auch, aber anders. Ich fand beides außergewöhnlich, wollte beizeiten mal wieder rein in diesen Raum aus Leben und Lachen. Und rein in die Atmosphäre, die mir wie ein Freund den Alltag abnahm, kaum war ich durch die Tür. Ständig bist du unterwegs, auf der Suche nach dem nächsten Kick, das schlaucht. Das NUN ist aber das Hier und Jetzt, und das bin ich kaum noch gewöhnt unter dem Joch der ständig zukünftigen Dinge.

„Man bekommt genau so viel Liebe, wie man gibt“ (Gisbert zu Knyphausen)

Hinter dem Café NUN steht die soziokulturelle Initiative kubik e.V., die zurzeit von etwa 30 Mitgliedern getragen wird, davon finden sich sieben Leute im Barbetrieb wieder, machen Theke, bauen Möbel, frühstücken mit den Bands vom Vorabend. Da das Konzept keine Gewinnabsichten hat, gibt es auch keine Bedienung im Laden. Zitat aus der Karte: Hier bist du eingeladen zu bleiben, gerne auch länger als du isst oder trinkst. Was? Warum? Wie soll das denn gehen?

Zum Beispiel über ein solidarisches Vertrauen in die Menschen. Willst du das NUN mieten, kannst du selbst den Mietpreis bestimmen. Also auch mehr zahlen, als die für einen Abend benötigten 350 Euro, damit der Raum auch denen offensteht, die sich nur 50 Euro leisten können. Nice. Langsam werde ich wach. Als Manu dann noch erzählt, man wolle den Leuten nicht auf die Nerven gehen mit Konsumimpulsen, lieber die Begegnungen zelebrieren, als ständig zu fragen, ob es noch etwas sein darf, kann ich nur denken, ich will auch so sein wie die.

Wobei die NUN´s es schöner fänden, wenn ich ich bleibe und mal mitmache, was dank Vereinswiki jedem Neuzugang so leicht gelingt, wie denen, die das Vereinsleben seit April 2017 wieder zum Leben erwecken mit ihrer Lust am bunten Miteinander. Menschen formen den Raum durch ihre Individualität, das Programm und die Atmosphäre werden sich also mit und anhand der Menschen entwickeln, die dort sind. So entsteht eine soziale Farbe, nennen wir sie mal Vielfalt.

Ausgeschlossen sind nur feindliches Verhalten und Langeweile, ansonsten findet sich in der Oststadtperle eine Bühne für alles von Spiritualiäten über Lesungen und Kabarett bis zu Konzerten und Ausstellungen, die alte Kneipe ist Plattform für viele geworden. Als wäre das nicht schon genug, machen die jetzt bald noch das Zwischenräume-Festival. Ich geh hin. Muss noch auf die Homepage gucken, wann es ist. Wahrscheinlich bald. Das NUN hat ab 18 Uhr geöffnet.

Anmerkung der Redaktion: Wir müssen reden!

Am 21. September veranstalten wir unser Druckfrisch&Du im NUN. Unsere Gäste aus den freien Medien werden im Gespräch über Kultur und Arbeit einen Einblick in das Schaffen hinter Frequenz und Layout geben.

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