Fast auf den Tag genau vor 40 Jahren legten bei den Michelin Reifenwerken Karlsruhe 1200 Beschäftigte die Arbeit nieder. Der spontane Streik dauerte vom 29.08. – 04.09.1978. Hauptursache für den Streik war ein schon längere Zeit schwelender Konflikt über die steigende Arbeitshetze in der Reifenproduktion. Unmittelbarer Anlass für den Arbeitskampf war die Ankündigung einer Fahrpreiserhöhung für die Werkbusse und die geplante Einstellung mehrerer Buslinien im Elsass. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten war auf die Werkbusse angewiesen. Deshalb war die Wut besonders groß. Michelin war zu dem Zeitpunkt zweitgrößter Reifenhersteller der Welt, mit 120 000 Beschäftigten weltweit und 5 Standorten in Deutschland.
Die Michelin Geschäftsleitung schlug wild um sich und kündigte am 1. Streiktag zuerst den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Kollege Grether, dann zwei elsässische Vertrauensleute, die Kollegen Pilvin und Strasser, und schließlich am 2. Streiktag den Betriebsratsvorsitzenden, den Kollegen Christ und ein Betriebsratsmitglied, den Kollegen Limmacher, fristlos. Die Gewerkschaftsführung der damaligen Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik weigerte sich, den Streik offiziell zu führen und die Betroffenen zu unterstützen, was die Geschäftsleitung dazu einlud, hart durchzugreifen und die betriebliche Führung, die ihr schon lange ein Dorn im Auge war, loszuwerden. Schriftliche Solidaritätsbekundungen kamen von Einzelpersonen, gewerkschaftlichen und betrieblichen Gruppen. Am 01.09.1978 fand in Karlsruhe eine Solidaritätskundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit 1000 Teilnehmenden statt.