Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Stadtleben

Dunkle Orte

Weniger Lichtspiele, sondern mehr Beleuchtung

Weg zur Weiherfeldbrücke hinter dem Bahnhof bei Nacht (Foto: Laura Casado Goti)

 Man hat sich daran gewöhnt, mit den Baustellen in Karlsruhe umzugehen. Sogar mit den Umleitungen. Zumindest in der Theorie handelt es sich dabei um vorübergehende Erscheinungen. Permanent hingegen ist der Beleuchtungsmangel bestimmter Straßen und Wege. und während das Schloss im Sommer wieder sechs Wochen lang – vom 7. August bis zum 17. September- leuchten wird, gibt es Orte in Karlsruhe, an denen sich – nicht nur  Frauen –  insbesondere in der Dunkelheit unsicher fühlen.

Zu dunkel

Es ist 23 Uhr im Frühling, es könnte auch 19 Uhr im Winter sein und man fährt mit dem Fahrrad nach Hause. Der Weg, den man schon so viele Male gefahren und der einem eigentlich vertraut ist, ist dunkel.  Zu dunkel. Die ersten 20 Meter sind beleuchtet, aber warum nicht die nächsten 300 Meter, wundert man sich jeden Abend. Man erkennt nicht, ob man sich auf dem Weg allein befindet oder ob ein bisschen weiter irgendjemand, ein Auto oder anderer Radfahrer unterwegs ist. Das Herz klopft instinktiv schneller.

Ist man abends auf ungenügend beleuchteter Straße zu Fuß unterwegs, hört man plötzlich Schritte. Aber alles ist dunkel und man kann man nicht identifizieren, woher sie kommen. Es ist sehr unangenehm und auch frustrierend.

Das Gefühl in beiden Situationen heißt Unsicherheit. Jeder, der ähnliche Situationen in Karlsruhe erlebt hat, weiß, worum geht es. Und wer sich diesem Gefühl nicht aussetzen möchte, ist gezwungen, längere Wege mit besserer Beleuchtung in Anspruch zu nehmen. Oder seine Unabhängigkeit aufzugeben und sich abholen und begleiten zu lassen.

Es ist nicht fair, vor eine solche Wahl gestellt zu werden, die keine Wahl ist.

Mehr Sicherheit, aber nicht mehr Überwachung

Mehr Sicherheit durch mehr Überwachung, beispielsweise durch Videoüberwachung des öffentlichen Raums, soll hier nicht das Wort geredet werden. Unsicherheit in und durch Dunkelheit kann wesentlich leichter beseitigt werden, indem die dunklen Straßen und Wege ausreichend beleuchtet und die Beleuchtung dann auch in Schuß gehalten werden. Die Karl-Birkman Brücke (über den Zoo), der Weg, der den Hauptbahnhof und die Weiherfeldbrücke verbindet, die Lärchenallee und die Hagsfelder Allee

sind Beispiele für solche „dunklen Orte“ in Karlsruhe. Ebenfalls bemerkenswert ist die erstaunlich schwache Straßenbeleuchtung in der Beiertheimer Allee, handelt es sich dabei doch um eine große Straße im Innenstadtbereich.

Für ausreichende Straßenbeleuchtung und deren Instandhaltung

Natürlich ist die Forderung nach geeigneter Straßenbeleuchtung nichts Neues. Aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass den Lichtprojektionen im Sommer eine 6-wöchige Neuauflage widerfährt, während man gleichzeitig nicht in der Lage ist, die mangelhafte Straßenbeleuchtung zu beseitigen. In sicherlich weniger als sechs Wochen ließen sich die notwendigen Maßnahmen realisieren, die dazu beitragen, dass sich die BürgerInnen aktiver, freier und selbstbestimmter in Karlsruhe bewegen könnten.

Indessen sollen die Lichtspiele in diesem Jahr um Projektionen von Porträtphotos ergänzt werden. Porträtiert und projiziert werden diejenigen, die für die Spendenaktion „Wir lassen das Schloss leuchten“ 50 Euro berappen.  Für die Schlosslichtspiele ist die Stadt Karlsruhe also bereit, sowohl eigene Steuermittel als auch den guten Willen der BürgerInnen zu mobilisieren, wohingegen manche Orte in Karlsruhe dunkel bleiben.

In Bezug auf das Leben in Karlsruhe stellt sich die Frage, ob die Teilhabe der KarlsruherInnen auf das Hinnehmen-Müssen “dunkler Orte” und kostenpflichtiger Porträts bei den Sommerlichtspielen begrenzt bleibt.

Kennt ihr auch Orte, an denen ihr euch unwohl fühlt? Dann schreibt uns eure Erfahrungen an redaktion@druckschrift-ka.de.

Übrigens findet am 16. 07.16 unser „Druckfrisch und Du“-Treffen abends an einem dunklen Ort, bei der Weiherfeldbrücke statt, der dann zumindest für eine Nacht von uns erleuchtet wird. 

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