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Wenig Überraschendes – die Bundestagswahl 2017

Die Fluchtproblematik, eine EU in der Krise, Klimawandel, Integration, Altersarmut – die Liste der politischen Herausforderungen, die nach zukunftsweisenden Lösungen drängen, ist lang. Fortschrittliche Ansätze kann man bei den Parteien dagegen nicht finden. Eine politische Debatte bleibt aus. Keine Kontroversen, keine Grundsatzdiskussionen, es fehlen neue Ideen und es fehlt der Mut zum Wandel. So bleibt’s mutmaßlich in Form und Inhalt bei der „Schwarzen Null“.

Da gibt es ein stillschweigendes ‚Weiter so!‘ von CDU/CSU, mit einer Forderung nach ein paar Euro mehr für Arbeitslose hält die SPD dagegen. Sie nennt das Gerechtigkeit. Eine Figur im Bossanzug mit einem vorlauten Mundwerk gibt’s bei der FDP oder etwas mehr Elektro-, aber immer noch ganz viel Auto bei den Grünen. Politik könnte Geschichten von mutigem Handeln und entschlossenem Eingreifen schreiben – oder eben müde und phantasielos weiterverwalten. Auch das – Stichwort Repräsentationskrise – greift die AfD auf und profitiert davon. Durch Weiterschüren vorhandener sozialer Abstiegsängste und Ressentiments gegen Migrant*innen und sexuell anders orientierten Menschen, mit rückständigen Gesellschaftsmodellen und einfachen Antworten auf komplexe Fragen, gelingt es ihr, viele Stimmen der Enttäuschten und Verängstigten zu fangen. Die Linke, die Ansätze politischer Veränderung andeutet, leidet unter einem Mangel an Glaubwürdigkeit. Ihre – auch heute noch gepflegte – Tabuisierung und der fehlende Glaube an eine Umverteilung von oben nach unten werden durch das Erleben der sozialen Entwicklungen der letzten Jahre gestützt. Letztlich fehlt es aber auch ihr an einer ganzheitlichen Vision, einer mitreißenden Idee, die die Menschen erreicht.

Einer rot-rot-grünen Koalition haben SPD und Grüne durch Stellungnahmen oder der Wahl ihrer Spitzenkandidat*innen quasi eine Absage erteilt. Darüber hinaus geben sich alle Parteien zu möglichen Koalitionen bedeckt. Jede kann und will mit fast jedem. Am 24. September ist Wahltag. Wie soll ich also wählen?

Nicht an Versprechungen, sondern an Taten messen

Von den Wahlkampfplakaten blicken digital aufgehübschte, aufgesetzt freundlich lächelnde Gesichter. Darüber prangern beliebig wage Slogans. Die Aussagen der Kandidat*innen bei Interviews und Podien sind nicht minder unergiebig.

Darum wollten wir in der Druckschrift eine andere Herangehensweise wagen. In unserem Schwerpunktthema der Ausgabe liegt der Fokus darauf, wer die Kandidat*innen sind; wo sie herkommen, wie sie geprägt sind und vor allem, was sie im gesellschaftlichen und politischen Leben gemacht haben, um daraus möglicherweise Schlüsse auf ihre zukünftige politische Aktivität ziehen zu können. Es ist ein Experiment.

Unsere Idee: Aus Eindrücken, die wir aus einem umfangreichen Fragebogen, eigener Recherche und persönlichen Gesprächen gewonnen haben, Portraits zu schreiben, die ein aussagekräftiges und charakteristisches Bild der Kandidat*innen zeichnen.

Die Umsetzung fiel uns schwerer, als wir erwartetet haben. Ob es gelungen ist und ob die Darstellung der Personen hilfreich bei der Wahlentscheidung ist, mögen die Leser*innen beurteilen.

Manchmal blinkt er links, abgebogen wird rechts – Marc Bernhard (AfD)

„Wir müssen die Komfortzone verlassen“ – Michel Brandt (Linke)

Die wahre Gefährdung ist die Klimakrise – Sylvia Kotting-Uhl (Grüne)

Abgeklärt und glatt – ohne Kontroversen – Parsa Marvi (SPD)

Arbeit muss sich wieder lohnen – Michael Theurer (FDP)

Was er am besten konnte: Ponte. – Ingo Wellenreuther kandidiert für die CDU

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