Sich selbst beschreibt er als optimistisch, gelassen und hilfsbereit. Leger und zugleich elegant gekleidet, die Augen hinter einer RayBan-Sonnenbrille verborgen, apartes, aber zurückhaltendes Lächeln – der erste Eindruck: Ein Smartie.
Ebenso im Gespräch. Selbst als der Verkauf des Areals „hinterm Hauptbahnhof“ an die United Internet AG, in Verbindung mit seiner Tätigkeit als Produktmanager für die 1&1 Internet AG und frühere Bekenntnisse zu einer künstlerischen und kulturellen Nutzung des Areals aufkommt, lässt sich Parsa Marvi nicht aus der Reserve locken. Auf die Frage, wie er als Sozialdemokrat dazu stehe, dass bei 1&1 Betriebsratsgründungen unterbunden werden, wollte er kein Statement abgeben. Dass die, von Bürger*innen bei einer Ideenwerkstatt erarbeiteten Denkanstöße zur Nutzung, nicht mehr zum Tragen kommen, hält er für „verschmerzbar“, „angesichts der vielen Arbeitsplätze“.
Parsa Marvi passt zu einer SPD, deren Wahlprogramm, in Kürze: „Sozialstaat stärken“, „Integration nach kanadischem Modell“, „Auslandseinsätze sind Ultima Ratio“, „Treibhausneutralität erreichen“, „für Atomausstieg werben“, „Zusammenhalt Europas“, kaum Kontroverses enthält, aber eben auch nichts Mutiges – keine Kanten, an denen sich etwaige Koalitionspartner stoßen könnten.
Während des ersten Golfkriegs flüchtete Marvi als Kleinkind mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland. Vater Wirtschaftsingenieur, Mutter Theaterwissenschaftlerin wuchs er wohlbehütet in Göttingen auf, wo er Abitur machte. Dort war er Mitherausgeber einer Schülerzeitung. Sein Studium an der Dualen Hochschule Karlsruhe schloss er als Diplombetriebswirt ab. Er lebt mit seiner Frau im Karlsruher Citypark, mit der er beim Wandern in der Pfalz, auf Konzerten und in Museen ausspannt.
Als Juso wirkte er an der Einführung des Sozialtickets für den Karlsruher Verkehrsbund mit, später stieg er vom SPD-Kreisvorsitzenden zum Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion Karlsruhe auf. In dieser Funktion setzt er sich für Investitionen in Bildungs- und KiTa Ausbau und steht hinter Großprojekten wie der Kombilösung, dem Stadionbau und Staatstheatersanierung. Es gelte „keine Ruinen zu schaffen, sondern [die Projekte] so schnell wie möglich auf die Rampe zu bringen“. Die Haushaltskonsolidierung und Sparmaßnahmen bewertet er als „sehr ausgewogen“ und sieht „wenige soziale Härten“. Seine Ausführungen sind betont sachlich und gelassen. Im Bereich der Bildungspolitik tritt Parsa Marvi für die Aufhebung des Kooperationsverbots, die Abschaffung von KiTa-Gebühren und die Stärkung dualer Ausbildung ein. Wichtig sind ihm die Umweltpolitik mit den Zielen Treibhausgasneutralität und emissionsfreie Mobilität und der Aufbau eines sozialen Europas, denn die internationale Wirtschaft dürfe man nicht Märkten überlassen, sondern müsse sie politisch gestalten. Für mehr direkte Demokratie möchte er Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide im Grundgesetz zu verankern. Das Gelingen von Integration – verstanden als integrieren und integrieren lassen, hänge von uns allen ab. „Qualifizierte Zuwanderung“ sei Chance und Stärkung. Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens sieht er skeptisch, kann aber die Motive der Befürworter*innen verstehen. Parsa Marvi ist gerne Kommunalpolitiker und will einen parteiübergreifenden Dialog anstoßen, um Karlsruhe zu Kultur- und Forschungsförderung sowie Unternehmensansiedlung zu verhelfen und seinen „Interessen Gewicht in Berlin [zu] geben“.
Weitere Kandidat*innen:
Manchmal blinkt er links, abgebogen wird rechts – Marc Bernhard (AfD)
„Wir müssen die Komfortzone verlassen“ – Michel Brandt (Linke)
Die wahre Gefährdung ist die Klimakrise – Sylvia Kotting-Uhl (Grüne)
Arbeit muss sich wieder lohnen – Michael Theurer (FDP)
Was er am besten konnte: Ponte. – Ingo Wellenreuther kandidiert für die CDU