Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Stadtleben

Erinnerung an Widerstandskämpfer

Karlsruhe und der Spanische Bürgerkrieg

Der Krieg in Spanien wurde von Juli 1936 bis April 1939 zwischen der demokratisch gewählten Volksfrontregierung und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Franco ausgetragen. Er endete mit dem Sieg der Anhänger*innen Francos und der bis zum Tode Francos 1975 anhaltenden Diktatur in Spanien. Zu beiden Kriegsparteien lassen sich Bezüge nach Karlsruhe beziehungsweise zu Karlsruher Bürgern herstellen.

Waffenhilfe für Franco-Putschisten aus Karlsruhe

Von der NSDAP unter strengster Geheimhaltung aufgestellt, griff die deutsche „Legion Condor“ in alle bedeutenden Schlachten des Bürgerkriegs ein und hatte großen Anteil am Sieg der Putschisten. Der adlige und hochdekorierte Luftwaffenkommandant der „Legion Condor“, die am 26.04.1937 den Tod auf die baskische Stadt Guernika warf, kam aus Karlsruhe. Die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik Karlsruhe lieferte aus ihrem Zweigwerk Lübeck ab 1936 Patronen für die „Legion Condor“. Außerdem war der leichte Kreuzer „Karlsruhe“ vor der spanischen Küste stationiert, angeblich zum Schutz der dort lebenden Deutschen, tatsächlich aber als Teil der Seeblockade, um Lieferungen für die rechtmäßige Regierung Spaniens zu verhindern.

Vergessene Widerstandskämpfer aus Karlsruhe

Mindestens 16 Karlsruher – unter ihnen drei aus jüdischen Familien – kämpften ab 1936 in Spanien auf Seiten der Republik. Über ihre Motive schreibt Eugen Seidt aus Karlsruhe, Mechaniker, Gewerkschafter, Betriebsrat und Kommunist, ab 1936 in Spanien im Bataillon Edgar André kämpfend, im Jahr 1945 nach der Befreiung von der Nazidiktatur: „Ich habe auf der Seite der rechtmäßigen republikanischen Regierung in Spanien am Kampf gegen die NS-Intervention teilgenommen. Der Kampf gegen die von der NS-Regierung nach Spanien beorderte ‚Legion Condor‘ war zugleich ein Kampf gegen die Festigung der NS-Gewaltherrschaft in Deutschland“.

An einen Spanienfreiwilligen aus Karlsruhe wird im Museum für Literatur am Oberrhein im Prinz-Max-Palais erinnert: Carl Einstein. Er kämpfte ab 1936 in der anarcho-syndikalistischen „Columna Durruti“. In Boeil-Bézing, dem Ort seiner Flucht in den Tod 1939, gibt es eine Erinnerungstafel für den „Kämpfer für die Freiheit“.

Ein Teilnehmer des Krieges in Spanien aus Karlsruhe wurde in der DDR gar mit einer Briefmarke geehrt: Kurt Bürger, 1894 geboren als Karl Ganz, stammt aus einer Arbeiterfamilie in Karlsruhe, in einem Hinterhaus in der Bahnhofstraße wohnhaft. Der Schlosser war Gewerkschafter, Kommunist, ab 1933 im Widerstand gegen die Nazis und ab 1936 Spanienfreiwilliger. 1945 kann er nach Deutschland zurückkehren, von 1946 bis 1951 ist er SED-Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg, der ihn am 20. Juli 1951 zum Ministerpräsidenten wählt. Acht Tage später stirbt er nach einem Herzanfall.

Johann Heinz aus Karlsruhe, ab 1936 in Spanien Sanitäter bei den Internationalen Brigaden und nach 1940 Mitglied der Résistance in Frankreich, wird 1944 von der Wehrmacht erschossen. Sein Name steht auf einem Denkmal in den Cevennen.

Für die anderen Spanienfreiwilligen aus Karlsruhe gibt es keinen Erinnerungsort, weder hier noch anderswo: Fritz Birk, Franz Deck, Josef Eckl, Georg Eckstein, Theodor Haag, Hermann Hertz, August Hoffmann, Emil Hofmann, Adolf Kempf, Emil Maisch, Otto Schmuck und Philipp Urban kämpften gegen den Faschismus in Spanien.
1996 verlieh die spanische Regierung auf einstimmigen Beschluss des Parlaments den Freiwilligen der Internationalen Brigaden in Anerkennung ihrer Verdienste die spanische Ehrenbürgerschaft. 20 Jahre später fehlt ein solches Signal in Deutschland – auch in Karlsruhe.

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