Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Schwerpunkt

Integration als fester Bestandteil

Einschätzung zur Situation an Karlsruher Hochschulen

Recht auf Rechte: Bildung & Bleiberecht (Foto: Michael Schick)

Im Hochschulbereich ist ein gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und kultureller Hintergründe längst Normalität. Dementsprechend gibt es auch etablierte Einrichtungen, die auswärtige Studierende an Hochschulorten wie Karlsruhe unterstützen. Dazu gehören professionelle Stellen am International Student Center ICS des Studierendenwerks, die kostenlose Beratung in Studienfragen in der Muttersprache (in Französisch, Englisch, Spanisch, Arabisch, Chinesisch, Rumänisch, Tschechisch, Ungarisch, Japanisch) sowie bei sozialen, rechtlichen oder psychotherapeutischen Angelegenheiten bieten. Darüber hinaus gibt es aber auch ein breites kulturelles Angebot mit Exkursionen, Projekten und sozialen Events, das maßgeblich von deutschen und internationalen Studierenden getragen wird. Ein Beispiel sind die so genannten Sprachtandems, bei denen Studierende ihre Muttersprachenkenntnisse untereinander austauschen. Alle Angebote seien auch über die Anfangsphase hinaus sehr gefragt. „Nach meiner Beobachtung klappt die Integration im studentischen Kontext sehr gut“, so Benjamin Wedewart vom Studierendenwerk. „Diversity“ werde hier als Qualitätsmerkmal verstanden.

Spezielle Unterstützung für Geflüchtete

Ziel der Integration an Hochschulen sei es, laut Daniele von Rüden, Koordinatorin für die Integration von Geflüchteten am Karlsruher Institut für Technologie KIT, in erster Linie Geflüchtete in reguläre Studien und Ausbildungen zu bringen und fluchtbedingte Nachteile auszugleichen. Denn anders als andere internationale Studierende, die sich sprachlich, organisatorisch und inhaltlich bereits im Ausland auf das Studium vorbereiteten, hätten Geflüchtete neben sprachlichen auch oft fachliche Defizite, da sie teilweise lange aus der Ausbildung heraus sind und Schwierigkeiten bei der Orientierung haben. Neben einer  Beratungsstelle für studieninteressierte Flüchtlinge gibt es für sie zusätzliche Sprachkurse und Vorbereitungskurse, beispielsweise in Mathematik. In studentischen Wohnheimen gibt es speziell ausgebildete Tutoren, die bei Konflikten vermitteln. Die zentralen Angebote werden durch ehrenamtliches Engagement ergänzt. Zum Beispiel unterstützen sogenannte „Buddys“ (engl. Kumpel) Geflüchtete im Studienalltag. Hier zeige sich, „dass das Thema Flucht nach wie vor präsent ist“, erzählt Frau von Rüden. Als man den Emailverteiler der vielen Hundert ehrenamtlichen Helfer*innen, die bei den Notaufnahme-Camps, die bis Mitte 2016 am KIT bestanden, engagiert waren, nutzte, um freiwillige „Buddys“ zu finden, hätten sich sehr viele Freiwillige gemeldet.

Universitätsbereich als Vorbild

Auch wenn die Studierenden keinen Querschnitt durch die Gesellschaft darstellten, könnten andere Bereiche vom Umgang mit Integration an Universitäten lernen. Hilfswissenschaftler berichteten ausschließlich von Diskriminierung und chauvinistischen Sprüchen außerhalb der Uni. Die größten praktischen Schwierigkeiten habe man mit dem Jobcenter, dem es oft an Aufgeschlossenheit zum Studium anstelle einer direkten Arbeitsvermittlung fehle. Die Verpflichtung zu Praktika und Integrationskursen ist für Geflüchtete eine zusätzliche zeitliche Hürde. Das Fahrtkosten für Kurse am KIT vom Jobcenter nicht übernommen würden, hat zudem schon zu einigen Studienabbrüchen geführt. Hier arbeite man mit anderen Hochschulen an Lösungen wie Lernvereinbarungen, die als eine Art Arbeitsvertrag fungieren. Für Daniela von Rüden ist ein wichtiger Faktor für das Gelingen von Integration an Universitäten, eine „Denkweise, die geprägt ist durch Offenheit und Neugier“.

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