Beiträge für eine Lebendige Streitkultur in Karlsruhe

Kultur

Musik gehört allen

Konzerte im Knast, Krankenhaus oder Kindergarten

Klassisches Frauenfrühstück im TafF. (Foto: Kerstin Silbermann)

Das TafF, der Tagestreff für Frauen, ist so ein Ort. Es ist Dienstagvormittag. Der Termin für das wöchentliche Frauenfrühstück. Es geht munter und unkompliziert zu. Viele Frauen kennen sich und tauschen sich lebhaft miteinander aus. Gekommen sind auch drei junge Herren. Sie tragen dunkle Anzüge und Instrumentenkoffer. Für Shota Takahashi, Jorge Monferrer Ruiz und Krzysztof Grzybowski  ist es das erste Konzert für Live Music Now. Den Frauen gefallen die Studenten aus Japan, Spanien und Polen. Sie sind smart und beherrschen Ihre Instrumente. Ihr Zusammenspiel von Oboe, Fagott und Klarinette erzeugt im Tagestreff eine heitere Feierlichkeit.

Es ist die Verbindung von Kultur und Sozialem, die berührt: Studierende der Karlsruher Hochschule für Musik bringen lebendige Musik in das alltägliche Leben von Menschen, deren Zugang zu Konzerten auf die ein oder andere Weise versperrt ist. Doch wie finden die jungen Musiker*innen den Weg in Altersheime, Flüchtlingsunterkünfte, Behinderteneinrichtungen oder Gefängnisse? Mehr als 300 von ihnen sind in den vergangenen 16 Jahren bei über 1.300 Konzerten, in mehr als 40 Häusern zwischen Bruchsal und Baden-Baden aufgetreten.

Unvergessliche Begegnungen

Die Geschichte von Live Music Now beginnt 1977 in London. Idee und Entstehung gehen auf den weltberühmten Geiger Yehudi Menuhin zurück. Das wohltuende Erlebnis eines Konzertes wollte er mit der Förderung junger Musiker*innen verbinden. Auf Initiative von Vera von Moltke wurde im Jahr 2000 der Verein Live Music Now Oberrhein e.V. in Karlsruhe gegründet.

Und so funktioniert es: Der Verein sucht per Aushang an der Musikhochschule Stipendiat*innen für die Menuhin-Förderung. Interessierte Musiker*innen senden eine Bewerbung und stellen sich beim Vorspiel einer Jury. Sie ist in der Mehrzahl mit Professoren der Hochschule besetzt. Ausgewählt stellen diese Studierende den Pool derjenigen, die für die Dauer ihres Studiums Konzerte in den Einrichtungen spielen dürfen. So kreiert das Stipendium unvergessliche Momente, wenn die Musiker*innen erleben dürfen, wie ihr Spiel das Leben anderer Menschen bereichert.

Den Raum und natürlich auch das Publikum der stets kostenlosen Konzerte stellen die bespielten Einrichtungen. Für sie gibt es nur eine Bedingung: Die Nutzer*innen der Einrichtung haben erschwerten Zugang zu Live-Konzerten.

Stipendiaten und Einrichtungen bringen die ehrenamtlichen Aktiven von Live Music Now zusammen. Traudel Schwan ist eine davon. Seit 2010 ist sie dabei. Dass sie eine fröhliche Frau ist, verraten Ihre Lachfalten. Als sie erzählt, welche Freude ihr es bereitet, Kontakt zu den Einrichtungen zu halten und die jungen Stipendiaten zu begleiten, leuchten ihre Augen hinter der randlosen Brille. Sie betreut sechs Häuser, wie die Einrichtungen genannt werden. Je Haus organisiert sie rund vier Konzerte pro Jahr.

Alice Dodd, Vorsitzende des Vereins Live Music Now Oberrhein e.V., vertraut auf die Kraft der Musik: „Die Konzerte unserer Stipendiaten gaben einigen Menschen wieder Zuversicht, andere haben wir verblüfft, ihre Kreativität angespornt, sie lebendig gemacht – für ein menschlicheres und friedlicheres Miteinander.“ Yehudi Menuhin wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Live Music Now lebt weiter.

Live Music Now Oberrhein e.V.

“Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude” – Getreu dem Motto des Gründers von Live Music Now, Yehudi Menuhin, ist es unser Anliegen, Musik aus den Konzertsälen zu holen und an Orte zu bringen, an denen sonst keine Musik erklingt. Wir wollen klassische Musik den Menschen näher bringen, die aufgrund ihrer Lebenssituation nicht in der Lage sind, Konzerte zu besuchen.

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info@livemusicnow-oberrhein.deZur Webseite

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