Die Zahl der Flüchtlinge, die Deutschland erreichen, steigt in diesem Jahr möglicherweise auf über 800.000 an. Damit übersteigt die Zahl der Ankommenden bei weitem die vor- gehaltenen Kapazitäten zur Aufnahme und Unterbringung. Auch die Unterkünfte in Karlsruhe, die Landesaufnahmestelle und ihre Außenstellen im Stadtgebiet sind heillos überbelegt.
Zweifelsfrei stehen die Kommunen wie auch die Gesellschaft vor großen Herausforderungen – finanzieller und vor allen Dingen sozial-integrativer Art. Eine davon wird sein, wachsende Flüchtlingszahlen nicht als wachsendes Problem zu fassen, das es zu bekämpfen gilt. Denn die Flüchtlinge sind nicht das Problem, es sind die Fluchtursachen.
Weltweit sind über 50 Millionen Menschen auf der Flucht. Drei von ihnen haben wir in der Unterkunft in Rheinstetten kennengelernt und ihre Geschichte aufgeschrieben. Und es wurde deutlich: Niemand flieht ohne Grund. Menschen fliehen vor Verfolgung, Folter, Vergewaltigung, Krieg und Bürgerkrieg, drohender Todesstrafe oder der Zerstörung der Existenzgrundlagen in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Eine Gesetzgebung, die Flüchtlinge in „gute“ und „schlechte“ unterteilt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Rassismus zu befördern. Für die sogenannten „Balkanflüchtlinge“ gilt, dass sie aus “sicheren Herkunftsländern” kommen und eine Anerkennung auf Asyl nahezu ausgeschlossen ist. Deswegen schaltet die Bundesregierung dort Fernsehspots, in denen deutlich gemacht wird, dass auf sie in Deutschland nichts anderes als die Abschiebung wartet. Karlsruhe, als Sitz der Landeserstaufnahmestelle, und der Baden-Airpark sind Abschiebetatorte.
Es ist gerade einmal gut zwanzig Jahre her, als der Mob auf der Straße die Politiker in den Parlamenten vor sich hertrieb: In Rostock und Hoyerswerda brannten Unterkünfte von Flüchtlingen, in zahlreichen Städten kam es zu pogromartigen Hetzjagden. Am Ende stand die faktische Abschaffung des Asylrechts. Und auch heute brennen wieder Unterkünfte von Flüchtlingen. In Remchingen brannte ein Haus aus, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten.
Ja, es sind zweifelsfrei Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Und es gibt Menschen und Initiativen, die das wissen, die eingreifen. Sie stellen keine Bedingung für ihre Hilfe. Sie heißen die Flüchtlinge willkommen. (jk)
[…] große Zahl von Flüchtlingen stellt den Staat und die Bevölkerung vor große Herausforderungen. Die Aufnahmekapazitäten sind ausgereizt, die Versorgung und Unterstützung der Flüchtlinge […]